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Balfa Toujours

28.03.01 – Balfa Toujours

(Konzertnachbericht aus dem Offenburger Tageblatt vom 30.03.01)

Moonshine-Whiskey und steppende Alligatoren-Musik aus den französisch besiedelten Sümpfen Louisianas brachte Klanggebilde ganz eigener Art in den Spitalkeller

Im Spitalkeller waren am Donnerstag die Cajuns los. Sie fidelten und sangen wie auf den Sommerfesten an den Bayous in Louisiana. Offenburg. »Balfa Toujours«: Wie kommt eine amerikanische Band zu einem französischen Namen? Die Antwort: fast alle sind Cajuns, Abkömmlinge ehemaliger französicher Auswanderer der »Arcadians«, die nach Kanada auswanderten und von dort in die Sümpfe Louisianas zogen.Auch heute noch sprechen sie einen altertümlichen französischen Dialekt. Ihre Musik ist nicht zu verwechseln, getrieben von der Knopfharmonika und einer singenden Geige, mit unterlegten Bass, Rhythmusgitarre und den Schlägen des Triangels oder den Rasselndes Waschbretts. Bluegrass, irische Volksmusik, Blues und auch Rock`n`Roll haben sich bei den Cajuns zu einem Klanggebilde eigener Art verwoben. Das geht weniger in den Kopf als in die Glieder. Die Cajuns singen und spielen zum Tanz. Überschäumend fröhlich oder todtraurig. So dass sich der schwarzgebrannte Moonshine-Whiskey mit Tränen verdünnt. Stets begleitet von einem nasalen Singsang. Das bringt im heißen Lousianna wohl auch die Alligatoren im Sumpf zum Steppen. Das eher ältere Publikum fand eine glänzend gelaunte Band vor. Auf der Bühne ging es von der ersten Minute an richtig ab. Die Musiker bedauerten, dass der Spitalkeller bestuhlt war: Normalerweise tanzen die Leute, hier ist dazu wenig Platz. So musste das Publikum seinen Bewegungsdrang zügeln. DieVier auf der Bühne dagegen gerieten schon bald richtig ins Schwitzen. Christine Balfa, Gitarristin, Sängerin und für die Rhythmusmaschinen Triangel und Waschbrett zuständig, stammt aus einer berühmten Cajun-Musikerfamilie. Ihr erst 18-jähriger Neffe, Courtney Granger (gesprochen Grangier) an Bass und Fidel, steht für die Zukunft der Cajun-Musik. Ein aberwitziges Akkordeon und Formel-1-Fidel spielt Dirk Powell. Der Exot aus Österreich Der Exot der Truppe, Kevin Wimmer, ist, wie der Name schon sagt, österreichischer Abstammung. »Ich habe den Vater von Christine gehört und war so begeistert, dass ich ihm nachgereist bin und schließlich bei ihm zweite Geige spielen durfte.« Er sorgt für die singende Geige, die wohl jedem klassischen Violinelehrer den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde. Dass eine Geige auch als Schlagzeug taugt, bewiesen Wimmer und Powell: Der eine sägte mit dem Bogen, der andere trommelte mit zwei Stöckchen auf derselben Geige herum. Das Publikum johlte. So gab es Ohrwürmer und Besinnliches, Walzer und Blues aber auch Rock`n`Roll. »Wir kommen wieder«, versprachen die Cajuns zum Schluss. Hoffentlich bald.

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