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Granfaloon Bus

10.02.02 – Granfaloon Bus

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (12.02.02)
Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Die Abgründe hinter unschuldiger Fassade
Das Kontrastprogramm zur Fasent-Dröhnung

Es gibt in diesen Tagen doch noch genug Leute, denen die Ohren noch nicht zugedröhnt worden sind von der allgegenwärtigen Päperei der Guggenmusik-Kapellen: Im Spitalkeller war's am Sonntag jedenfalls richtig voll, als Granfaloon Bus den närrischen Grobmotorikern ihre ganz eigene Auffassung von Musikmachen entgegenstellten. Dass das Konzert ein Kontrastprogramm zum Fastnachts-Frohsinn werden würde, machte schon die Vorgruppe klar: Missouri, ein Trio aus Nürnberg und Hamburg, machte sich auf, dasWort »langsam« neu zu definieren. Geradezu meditativ kamen die Songs daher, teilweise melodisch wunderschön; vor allem der Einsatz einer Steel-Gitarre sorgte für Atmosphäre. Auf Dauer jedoch klang das Ganze zu eindimensional, da fehlten die Überraschungsmomente, und der ausgiebige Einsatz von Hall-und Reverb-Effekten wirkte arg prätentiös.Bei Granfaloon Bus dagegen von Prätentiosität keine Spur -im Gegenteil: Es gibt nur wenige Bands, die mit derart viel Understatement Musik machen wie das Quartett ausKalifornien.Da wird keine Bedeutungsschwere vorgegaukelt, wo möglicherweise gar keine ist -bei Granfaloon Bus ist alles echt, und die Stimmung und die atmosphärische Tiefe kommt einzig und allein aus dem Spiel mit der Dynamik, was diese Band schlicht meisterhaft beherrscht. Da lassen sie einen Song mit einem donnernden Schlagzeug-Intro beginnen, um ihn dann ganz subtil in einen ausgeschlafenen Country-Song einmünden zu lassen, da fällt plötzlich eine sägende E-Gitarre über einen unscheinbaren Walzer herein, und schon wird ein echtes Mini-Drama draus, oder sie lassen eine singende Säge durch einen Song geistern.Und viele ihrer Lieder mäandrieren, eiern und rumpeln anfangs scheinbar ziellos vor sich hin -und doch, auf einmal fügt sich alles zu einem melodisch schlüssigen Ganzen zusammen. Vorsicht also: Echt ist das alles gewiss -und doch ist bei Granfaloon Bus nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Songs sind voll von solchen Sollbruchstellen. Das erhöht ihre Halbwertzeit enorm -und macht es dem Hörer unmöglich, die Band in irgend eine Schublade zu stecken. Zumal Band-Leader Felix Constanza ein Wortschmied der Extraklasse ist. Da tun sich hinter der unschuldigen Fassade mancher Songs geradezu Abgründe auf -Paradebeispiel: die düstere Mord-Ballade »Alexandra«, die Granfaloon Bus als erste Zugabe spielten.Und noch etwas beherrschen sie: die Kunst des Weglassens. Da gibt's keine überflüssigen Schnörkel: Jeder Ton sitzt da, wo er hingehört -jedes noch so kleine Hammer-On, jedes countryeske Lick. Und doch klingt nichts angestrengt, alles wirkt luftig und locker -obwohl Granfaloon Bus alles andere als eine Easy-Listening-Combo sind.Selten hat konzentriertes Zuhören so viel Spaß gemacht.
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24.05.03 – Granfaloon Bus

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (28.05.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Diebischer Spaß am Untertreiben
Granfaloon Bus: Bestechend schöne Songs und ein ansprechendes Zusammenspiel der Instrumente

Aus Erfahrung gut: Granfaloon Bus kultivierten im Offenburger Spitalkeller ihren Ruf als liebenswerte Kauz-Band.»Ladies und Gentlemen: Willkommen to the show.« Wenn Granfaloon-Bus-Gitarrist Ajax Green in seinem unbeholfenen Deutsch die Fans begrüßt, kriegen sich seine drei Kumpels kaum noch ein vor Lachen. Irgendwie wirken sie wie große Jungs, die nicht so recht erwachsen werden wollen. Und so wie sich Green durch die deutsche Sprache radebrecht, so kommt auch ihre Musik daher: Es poltert, rumpelt, eiert und knarzt an allen Ecken und Enden.Doch Vorsicht: Hier sind keinedebilen Dilettanten am Werk. Granfaloon Bus wissen genau, was sie tun. Schon seit vielen Jahren setzten die vier Kalifornier um Sänger und Gitarrist Felix Constanza dem sterilen Perfektionismus des Format-Radios ihre ganz eigene Auffassung vom Musikmachenentgegen.Es ist dieser diebische Spaß am Understatement, diese Lust, Erwartungshaltungen zu brechen, die ihre Konzerte so unterhaltsam macht. Ihre Musik steckt voller Sollbruchstellen. Oft scheint sich die Melodie gar nicht recht entwickeln zu wollen, mal lassen sie eine gespenstische Slide-Gitarre oder ein plinkerndes Piano durch den Song geistern, mal hauen sie einem unvermittelt eruptive Gitarrenakkorde um die Ohren, oder das Tempo ist derart zerdehnt, dass der Song fast auseinanderzufallen scheint. Hinzu kommt Felix Constanzas unvergleichlich nölige Stimme.nd dennoch schälen sich aus diesem vor sich hin mäandrierenden Stilmix am Ende teilweise bestechend schöne Songs heraus. Ihr Zusamamenspiel ist geprägt von größtmöglicher Ökonomie und istdennoch von erstaunlicher Raffinesse. Und ihre Geschichten sind von einer hintersinnigen Doppelbödigkeit, die man ihnen auf den ersten Blick gar nicht zutraut.Vor allem haben sie ihr Talent kultiviert, ausgeschlafene, relaxte Country-Songs zu schreiben. Und wie schon bei ihrem ersten Auftritt im Spitalkeller vor rund dreieinhalb Jahren bewiesen sie auch diesmal ihre Fähigkeit, Songs anderer Leute zu covern: Diesmal frästen sie die elegante Oberfläche von Chris Isaaks »Solitary Man« ab, um ihn ihrer ganz eigenen, rustikalen Behandlung zu unterziehen.Wenn man's genau nimmt, bot das Konzert also keine großen Überraschungen. Doch einen derart hohen Stand zu halten, ohne dass es in der bloßen Wiederholung des ewig Gleichen endet -das ist eineKunst, die ihnen so schnell niemand nachmacht. Eine bemerkenswert gute Leistung lieferte auch »special guest« Virgil Shaw ab. Mit seinen Gesangs-Manierismen trug er vielleicht hier und da etwas zu dick auf, dafür bestach er durch sein zupackendes und sehr variables Gitarrenspiel.

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