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Knife In The Water

13.06.03 – Knife In The Water

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (17.06.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat.

Die Meister der Atmosphäre: Knife In The Water: US-Rockmusik aus Texas

Es war ein typischer Fall von falschem Timing: Knife In The Water mussten am Freitag ihr Konzert im Offenburger Spitalkeller fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten. Konzertveranstalter haben es nicht leicht in diesen Tagen. Brütende Hitze und 30 und mehr Grad im Schatten -angesichts dieser äußeren Umstände ist für den Durchschnitts-Konzertgänger Rockmusik offenbar nur noch im Zustand kollektiver alkoholbedingter Bedröhntheit auf Open-Air-Festivals goutierbar. Mit intellektuell anspruchsvoller Rockmusik auf einer kleinen Kellerbühne kann man da kaum einen Blumenpott gewinnen. Knife In The Water haben das Pech, dass sie diese Klientel halt nicht bedienen: Zum Abfeiern sind ihre Songs nun mal nicht unbedingt geeignet. Da konnten Band und Veranstalter warten so viel sie wollten: Es wollte einfach nicht voller werden. Die zahlenden Besucher konnten die fünf Texaner beinahe per Handschlag begrüßen -nicht gerade die besten Bedingungen für eine Band, die sich erstmals in Europa vorstellt.Dabei ist es durchaus Musik, die zum Sommer passt: meist langsam das Tempo, dazu Melodien, die nicht gerade zum Mitsingen einladen, aber dennoch wunderschön sind und die sich oft ganz unspektakulär aus ein paar einzelnen Gitarren-Tönen aufbauen wie im wundervoll selbstvergessen und entspannt vor sich hin mäandrierenden »Village of Fireworks«. Und dazu zwei Stimmen (Aaron Blount und LauraKrause), die sich gegenseitig kleine Girlanden flechten, aufeinander antworten oder miteinander in zart hingehauchten Harmonien schwelgen, das erinnerte mehr als einmal an die Preziosen, die die britischen Folk-Popper Prefab Sprout einst geradezu aus dem Ärmel schüttelten -allerdings mit typisch südstaatlerisch-träger Attitüde. Vor allem sind sie Meister der Atmosphäre. Bill McCullough glänzte mit betörenden Steel-Gitarren-Fills, und im Zusammenspiel mit Laura Krauses Keyboards und der luftigen Rhythmus-Arbeit entsteht ein Eindruck von Weite und Tiefe, der einen in den Song hineinziehtAaron Blounts höchst ökonomisches, dafür umso prägnanteres Gitarrenspiel sorgt für spannende Kontraste -Musterbeispiel: der sanft wiegende Walzer »Spades«. Und in »The Very Air«, »Kill the Tiger« und vor allem in der letzten Zugabe, dem Velvet-Underground-Klassiker »What Goes On« türmte er eine ungeahnt mächtige »Wall of Sound« auf. Da stand eine Band auf der Bühne, die entschlossen ist, ihr ganz individuelles Ding durchzuziehen. Es ist Musik, auf die man sich einlassen muss -und das kostet nun mal etwas Mühe. Vielleicht etwas zuviel verlangt in diesen heißen Tagen. Versuchen wir's im Herbst noch mal.

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