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Ludwig Hirsch

25.02.08 –Ludwig Hirsch (Reithalle)

Offenburger Tageblatt (27.02.08)
Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch jongliert in seinen Liedern mit Poesie, Hintersinn und einem makabren, bisweilen tiefschwarzen Humor. Am Montagabend gastierte er in der ausverkauften Offenburger Reithalle.Ursprünglich bereits im Herbst 2007 geplant, aufgrund einer Erkrankung aber abgesagt, fügt sich der Auftritt in Offenburg nun ein in die kleine Jubiläumstournee, mit der Ludwig Hirsch an das mittlerweile drei Jahrzehnte zurückliegende Erscheinen seines ersten Albums »Dunkelgraue Lieder« erinnert. Fast hätte es auch noch zu einer richtigen Jubelfeier gereicht, Ludwig Hirsch feiert am Donnerstag nämlich seinen 62. Geburtstag. Ein Ständchen in eigener Sache passt andererseits nicht wirklich zu dem oft etwas nachdenklich wirkenden Songpoeten, der die Essenz seiner Texte gerne in den Freiraum zwischen den Zeilen legt. Ludwig Hirsch, der Schauspieler, Textautor und Musiker ist kein Mann für plakative Ansätze und politische Statements auf der Bühne. Er pflegt den hintersinnig poetischen Blick auf den Alltag, in die Seele der Menschen, kokettiert mit den makabren Seiten des Humors, den Abgründen des Wiener Schmäh, die in den Liedern des Mannes aus der Steiermark immer wieder aufblitzen. In der Offenburger Reithalle packt er einige dieser bitterbösen Geschichten aus, die er in Kollaboration mit seinem langjährigen Partner, Johann A. Bertl an der zweiten Gitarre, oft auch noch zu allem Überfluss mit fröhlich holpernden Riffs unterlegt. Eingespieltes Duo Es geht dann um den Freund, der sich der Geliebten in einem Paket als Geburtstagsgeschenk schickt und beim Auspacken der Axt zum Opfer fällt, um die Freundin, die bei der nächtlichen Jagd auf eine Schnake im Kugelhagel stirbt. Makaber auch das Lied über die gescheiterten Heiratspläne, die vom Schwiegervater in einem Schuhkarton überreichte Hand der Geliebten, die er in der Donau entsorgt und dann in einem Fischbrötchen wiederfindet. Mit winzigen szenischen Einlagen musikalisch zwischen Stubenmusik, Blues und klassischem Folksong pendelnd, zeigt das eingespielte Duo im Verlaufe des knapp zweistündigen Auftritts aber eine Vielzahl an Gesichtern. Immer wieder gleitet Ludwig Hirsch ab in den zumeist melancholisch aufbereiteten Blick auf die zwischenmenschlichen Bereiche des Lebens und die dunklen Seiten, denen er ein beträchtliches Maß an Poesie abgewinnt. Er besingt den Tod und den zahnlosen alten Wolf im Käfig, serviert einige der Lieder aus seinem jüngsten Album »In Ewigkeit Damen«, zeichnet lyrische Bilder, die langsam entgleisen. In diesem Kontext nähert er sich auch gesellschaftskritischen Themen, verbalisiert in hintersinnigen aber eindringlichen Texten Umweltzerstörung und Kindesmissbrauch, landet dann plötzlich wieder in fröhlich holpernden Gefilden und bei dem Frosch, der nicht zum Prinzen geküsst werden will. Die Zugabe endet mit »Komm großer schwarzer Vogel«, eine unendlich sinnliche Hommage an den Tod und die Hoffnung auf ein besseres Leben danach. Der stehende Applaus des Offenburger Publikums nötigt ihn dann aber doch noch zu einem Nachschlag, einem schrägen Zahlenrätsel, mit dem er die intensive Stimmung der Schlusssequenz dann doch wieder aufhebt

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