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Mark Olson & The Creekdippers

22.05.04 -Mark Olson & The Creekdippers featuring Victoria Williams

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (25.05.04)
Wir bedanken uns bei Michael Müller Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Ein Abend wie bei guten Freunden
Mark Olson und die Creekdippers: Musik, die eine familiäre Stimmung in den Spitalkeller brachte

Willkommen im Wohnzimmer von Mark Olson und Victoria Williams! Die beiden fühlten sich zusammen mit ihren Creekdippers bei ihrem Konzert im Spitalkeller beinahe wie zu Hause.»Hello, we're The Creekdippers, and we're gonna play some songs for you.« -Hallo, wir sind die Creekdippers und werden euch einpaar Lieder spielen. Unspektakulärer hätte Mark Olson die Besucher kaum begrüßen können. Keine Show, keine großspurige Inszenierung: Man fühlte sich wie bei guten Freunden, wo man abends mal einfach so vorbeischaut, um ein Bierchen zu trinken und ihnen beim Musik machen zuzuhören. Entsprechend der Bühnenaufbau: Alle vier Musiker saßen in gemütlicher Runde; einziges elektrisch verstärktes Instrument war Isaac Russells Bassgitarre; alle vier spielten ohne große Lautsprecher-Anlage, und die Besucher saßen um Tische gruppiert -alles gaaanz entspannt. Auch die vier Musiker gaben sich so, als ob der Spitalkeller ihr zweites Zuhause ist.Drummer Ray Woods klemmte sich einfach eine Snare-Drum zwischen die Beine und streichelte sie im weiteren Verlauf des Abendsganz sachte mit Besen-Sticks; und dass Victoria Williams bei der Zugabe »Merry Go Round« den Text vergaß, wurmte niemanden: Egal, spielen wir halt was anderes. Und so ging das im Prinzip den ganzen Abend. Es gibt kaum eine Band, deren Konzerte eine derartig familiäre Stimmung verbreiten und die gleichzeitig mit so viel Understatement spielt wie die Creekdippers. Mark Olson und seine Ehefrau Victoria Williams haben um sich eine Schar Gleichgesinnter versammelt und kreisen längst in ihrem ureigenen Musik-Kosmos. Und der ist so unendlich weit weg von dem, was sich musikalisch so auf der Erde tut. Da wird einem schmerzlich bewusst, wie stiefmütterlich Musik vor allem im Fernsehen behandelt wird. Da geht's nur noch um die Inszenierung quotenträchtiger Events -und sind all die Daniel Küblböcks dieser Welt mal weg vom Fenster, wird halt eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Und das Radio ist ja eh längst zur Hintergrund-Geräuschkulisse verkommen. Die Creekdippers dagegen zeigen, dass Musik machen auch eine Qualität an sich haben kann, dass sie in der Lage ist, einen tief im Inneren zu berühren. Jeder Song war eine Preziose, die im Verborgenen glitzert: Da gab's entspannte Country-Songs, die irgendwie von alleine laufen und dabei melodisch berückend schön sind, rumpelnde Blues-Nummern wie »30 Miles Of Petrified Logs«, feierliche Spirituals wie »Joy Of Love« und die Folk-Nummer »Mockingbird Chase the Crow« ließen sie in einem betörenden Kanon enden. Victoria Williams' Vokal-Manierismen sind sicher gewöhnungsbedürftig, doch es wurde auch immer wieder deutlich, welch famose Songschreiberin sie ist.»My house is always open/I open all the doors of my heart« (Mein Haus steht immer offen/ Ich öffne alle Türen meines Herzens) heißt es in »Water to Drink«, einer herrlich schwerelosen Jazz-Nummer. In der Tat: Für die Creekdippers ist Musik wirklich Herzenssache. Und dann stimmte Williams mit »Gone Long Gone« noch ein Liebeslied an, als alle schon gehen wollten: »Ich hatte halt Lust, noch einen Song zu spielen.

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