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Pat MacDonald

06.06.04 –Pat MacDonald

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (08.06.04)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Ein ausgezeichneter Gitarrist
Pat MacDonald im Spitalkeller.

Lieder von Depeche Mode entwickeln bei ihm neue Qualitäten. Weniger ist mehr: Was andere oft mit pompösen Arrangements verschleiern, legte Pat MacDonald am Sonntagabend im Offenburger Spitalkeller gnadenlos bloß -und das nur mittels Gitarre, Stimme und Drum-Computer. Zuhören und auf die Zwischentöne achten -das musste man bei Pat MacDonald schon zu Zeiten, als er mit seiner damaligen Ehefrau Barbara Kooyman als »Timbuk 3« firmierte und mit »The Future's So Bright I Gotta Wear Shades« sogar einen Hit landen konnte. Doch Zuhören ist eine Kunst, die viele heute nicht mehr beherrschen -was allein schon die Tatsache zeigt, dass viele Werbefirmen bei MacDonald anfragten, ob sie den Song für irgendwelche TV-Spots verwursten dürfen. Die genüssliche Satire, die zwischen den Zeilen durchscheint, ist ihnen völlig entgangen. Kein Wunder, dass MacDonald alle derartigen Offerten abgelehnt hat -und waren sie auch noch so lukrativ für ihn. Und man hüte sich davor, »Timbuk 3« als »One Hit Wonder« abzutun. Um Hits ist es MacDonald nie gegangen. Im Übrigen sind »Timbuk 3« für ihn Geschichte: Zwar spielte er am Sonntag im Spitalkeller den einen oder anderen Song aus alten Zeiten, darunter das kontemplative »I Love You In the Strangest Way«, doch wer auf »The Future's So Bright« gewartet hatte, wurde an diesem Abend enttäuscht.MacDonald legte stattdessen bei seinem Auftritt in Offenburg den Schwerpunkt auf die Songs seiner Solo-Alben -und in denen steckt genug Substanz. Fast immer verschleppt im Tempo, bezogen die Lieder ihre Spannung nicht zuletzt aus dem reduzierten Konzept: MacDonald kam nur mit E-Gitarre und Drum-Computer -und dennoch verschmolz er darin vieles aus dem Fundus amerikanischer Rock-Geschichte -von rüden Blues-Licks (etwa in der zwischen Verzweiflung und Aufbegehren pendelnden Säufer-Moritat »Whisky Bottle«) bis zu Glam-Rock-Elementen. Zudem ist MacDonald ein formidabler Gitarrist: Der ständige Wechsel zwischen abgedämpften Power Chords und ungezügelt grollenden Akkorden verlieh den Songs zusammen mit dem schmucklosen, aber unbarmherzigen Beat des Drum-Computers Atmosphäre und sinistre Kraft. Doch genauso gut wie als Autor ist MacDonald als Interpret. Vor allem die Lieder der englischen Synthie-Popper Depeche Mode entwickeln unter seiner Hand ganz eigene Qualitäten. Da macht er aus »Stripped« ein fast schon anrührendes Liebeslied, und »Master And Servant« hat man wohl nicht zuletzt wegen des pompösen Original-Arrangements als Hymne auf Sado-Maso-Rituale missverstanden -MacDonalds lakonische Interpretation legt hier bloß, was es in Wahrheit ist: eine geradezu beängstigende Metapher auf das »Spiel des Lebens« an sich.Ob MacDonald allerdings unbedingt seine jetzige Ehefrau Katherine als Co-Sängerin auf die Bühne holen muss, darf man bezweifeln: Wirklich Nennenswertes vermochte sie nicht beizusteuern. Dennoch: ein gelungener Abend, der Lust machte auf das, was nach der Sommerpause vom Kulturverein »361°« zu erwarten ist.

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