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Plommon

14.12.03 - Plommon

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (18.12.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Vom hohen Norden kommen sie her und sagen den Menschen, es weihnachtet sehr: Mit dem Konzert der schwedischen Folk-Musikerinnen Plommon lieferte der Offenburger Kulturverein »361o« seinen ganz eigenen Beitrag zur Adventszeit. Ach, manchmal möchte man einfach nur die Augen schließen und sich die Ohren zuhalten in dieser vor Kommerz dröhnenden Vorweihnachtszeit. Für die Einzelhändler beginnt der Advent schon im September, die Schaufenster stehen voll mit Nikoläusen, Tannenzweigen und glitzernden Kugeln, und wo man geht und steht, säuseln einem die ewig gleichen Lieder in die Gehörgänge. Auch im Spitalkeller weihnachtete es sehr: »Nordic Winter Songs« -so heißt das Motto ihrer Tour, die Plommon derzeit durch Europa führt. Doch gemach, gemach: Da standen natürlich keine alten Männer in rot-weißen Mänteln und Rauschebärten auf der Bühne, sondern vier junge Musikerinnen von heute, mit Pailletten-Top und Fransenrock oder rotem Samtkleid und schwarzen Strümpfen und passenden Stiefeln. Einzig ihr Geigenlehrer könnte als Weihnachtsmann durchgehen -der ist schon weit über 90. Wenn Plommon musizieren, wird die Zeit wieder lebendig, als man abends zusammensaß, wenn die Nächte lang und kalt wurden und es noch kein Pantoffelkino gab. Obwohl sie keineswegs nur »alte« Liederspielen: Viele ihrer »Nordic Winter Songs« sind Eigenkompositionen. Doch die Authentizität, Ausdrucksstärke und innere Reife, mit der sie die alten Traditionen wieder zum Leben erwecken, ist schon erstaunlich für eine Band, deren jüngstes Mitglied gerade mal Mitte 20 ist. Und trotz ihres jugendlichen Alters können Plommon bereits auf zehn Jahre Bühnenerfahrung verweisen. Hier vereinen sich Altersweisheit und jugendlicher Charme. In ihren Zwischenmoderationen springt Frieda Rosén der Schalk aus den Augen -doch sobald die Band zu spielen anfängt, sind sie ganz bei sich. Und wenn Anna Elwing zu einem andächtigen a-capella-Gesang ansetzt, wird's mucksmäuschenstill. Überhaupt war's irgendwie »ernster«, feierlicher als bei ihrem Keller-Debüt vor drei Jahren. DasHarmonium, diesmal von Timo Alakotila bearbeitet, ächzte und schnaufte noch schwerer als ohnehin schon, und viele Stücke durchwehte ein leiser Hauch von Melancholie. Doch es ist auch eine Musik, die immer wieder eine unaufgesetzte Fröhlichkeit ausstrahlt.Da hängt der Himmel voller Geigen, da darf dann auch mal zu einer schmissigen Polka fröhlich getanzt werden, und dann wird einem einfach warm ums Herz. Und noch was Erfreuliches hatte dieser Abend: Es war endlich mal wieder richtig gut besucht. Das hätten aber auch andere Musiker verdient gehabt.
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05.12.00 -Plommon

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (07.12.00)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für den kostenlos zur Verfügung gestellten Text und bei Sebastian Küßner für die Fotos.

Musik, die alle Grenzen überwindet
Die Magie der alten Lieder: Plommon spielten traditionelle schwedische Folkore im Spitalkeller

Die Magie der alten Lieder: Das schwedische Folklore-Quintett Plommon bewies am Dienstag im Spitalkeller, dass alte Musik nicht nur etwas für alte Leute ist.Hierzulande hängt der Folklore der Mief des Ewig-Gestrigen an, eines leblosen Museumsstücks, gepflegt allenfalls in Trachtenvereinen oder von Spät-Hippies -oder domestiziert und pervertiert zu einer in Gemütlichkeit ersaufenden Musikantenstadelei. Von der Lebenswirklichkeit der jungen Leute von heute ist das jedenfalls Lichtjahre entfernt.Die fünf Plommon-»Girlies« dagegen sind Mädchen aus dem Hier und Jetzt -alle Mitte 20, leicht flippig gekleidet und auch für moderne Musik aufgeschlossen. Doch in Schweden gehen die Uhren eben anders als bei uns. Ihr Lehrmeister etwa war ein 95-jähriger Geigenvirtuose, der ihnen auch heute noch Vorbild ist. Plommon beweisen, dass Musik Grenzen überwinden kann, Grenzen zwischen Ländern, Kulturen -und zwischen Generationen.Ausgefeilte Gesangssätze, gelegentlich eine leicht klagende Flöte, ein sonores, polterndes Harmonium und vor allem ein Himmel voller Geigen -das sind die Hauptzutaten ihrer Musik.Rasante Polkas, melancholische Liebesballaden, schwungvolle Trinklieder -präsentiert mit umwerfendem Charme. Stets blitzt der Schalk aus ihren Augen. Doch sie behandeln das Liedgut mit Respekt, einem wahrhaftigen Verständnis und erstaunlicher Ausdruckskraft.Das vermittelten sie auch den gut 70 Zuhörern.Und selbst wenn man des Schwedischen nicht mächtig ist, liefen mehr als einmal Filme vorm Auge ab: Wenn den Mädchen, die auf dem Weg zur Schule durch den dunklen Wald laufen müssen, bang ums Herz wird, dann singt man eben ein fröhliches Lied, um die Geister zu vertreiben, und wenn der junge Mann seiner Geliebten im Mondenschein einen Heiratsantrag macht, dann zittern ihm halt die Knie -so isses, und so klang es auch.Hier sind junge Musikerinnen am Werk, die das Wesen dieser alten Lieder wirklich begriffen haben und die sich ihrer Traditionen bewusst sind. Bei uns gibt's das doch kaum noch. Und dann schwadronieren Politiker über die »Leitkultur« -dabei leben uns die anderen vor, wie man mit dem eigenen Kulturerbe umgehen muss. In dieser Hinsicht können wir Deutschen von den anderen viel mehr lernen als die anderen von uns. Was für eine lächerliche Phantom-Diskussion!

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