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Rüdiger Oppermann & Park Stickney

24.04.04 - Rüdiger Oppermann & Park Stickney

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (27.04.04)
Wir bedanken uns bei Michael Müller Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Mit fast schwerelosen Klängen
Rüdiger Oppermann und Park Stickney: Harfenduo zwischen Hildegard von Bingen und modernem Jazz

Das war der (Harfen-) Gipfel: Park Stickney und Rüdiger Oppermann demonstrierten im Spitalkeller, was auf diesem Instrument alles möglich ist. Zu Hause höre er lieber Miles Davis oder Jimi Hendrix -andauernd nur Harfen-Musik sei doch langweilig, meinte Rüdiger Oppermann in einer der vielen launigen Zwischen-Conférencen. Ganz ernst darf man das natürlich nicht nehmen -sonst könnte er ja auch gleich sein eigenes Instrument in die Ecke stellen. Doch es stimmt auch irgendwie. Die Harfe hat halt ihr Klischee weg: ein Instrument für Schöngeister, die Töne so zart wie die Frauenhände, die die Saiten zupfen. Doch Rüdiger Oppermann ist ein Musiker, der Grenzen verschieben, musikalische Barrieren einreißen will und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht. Spätestens als Organisator der »Klangwelten«-Festivals hat er bewiesen, dass sich der Werbe-Slogan »Geht nicht, gibt's nicht« auch auf die Musik anwenden lässt. Und das gilt auch für sein eigenes Instrument, die keltische Harfe: Mittels spezieller Stellschrauben kann er, ähnlich wie bei einer Gitarre, die Stahlsaiten »ziehen« und dadurch kurze Glissandi spielen, die den fast schwerelosen Klängen eine gesunde Prise Blues-Bodenhaftung verleihen.Zudem verwendete Rüdiger Oppermann noch ein Sampling-Gerät, mit dessen Hilfe er etwa die gute alte Hildegard von Bingen in einen völlig anderen Kontext transferierte: Da spielt er zunächst die mittelalterliche Original-Melodie, sampelt dann eine Passage und improvisiert über dieser »Endlos-Schleife« oder lässt sie auch mal rückwärts laufen -und so entsteht ein kunstvolles Klang-Gebilde, aus dem man plötzlich eine arabische Folk-Weise herauszuhören glaubt. Auch einen einsaitigen Jagdbogen, die »Urmutter aller Harfen«, wie sie die Pygmäen etwa immer noch benutzen, hatte er mitgebracht. Mit Park Stickney trifft Oppermann auf einen Geistesverwandten. Und was Oppermann mit den Händen macht, macht Stickney mit den Füßen: Durch auffällig häufigen Einsatz der Fußpedale, mit denen man die Saiten verkürzen und dadurch die Tonart umwandeln kann, erweitert er das Harmoniespektrum des Instruments enorm. Sein Spiel gewinnt dadurch etwas sehr Körperliches -und dennoch klingt das, was er macht, fast spielerisch leicht.Ausgiebig frönte er seiner Vorliebe für Jazz: filigran groovend Dave Brubecks »Take Five«; »Swiss Miss«, das lose auf einer Bill-Evans-Melodie basiert,mutierte zu einem ganz zarten Liebeslied; köstlich seine Version des »Pink Panther«-Themas; und »So What« von Miles Davis spielte er mit knackigem Swing und ordentlich knallenden Bass-Linien. Die Highlights kamen zum Schluss: Toll, wie Oppermann und Stickney Duke Ellingtons »Caravan« mit einer Folk-Melodie aus Afghanistan, die zufällig die gleicher Tonart hat, zu einem pulsierenden Klangteppich verwoben oder sich im Police-Klassiker »Message In A Bottle« gegenseitig umschmeichelten. Sting kam dann nochmalsin den Zugaben zu Ehren: »Fragile« beendete ein Konzert, an dem man sich gar nicht satt hören mochte.

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