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Xaver Fischer Trio

10.03.01 –Xaver Fischer Trio

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (12.03.01) Wir bedanken uns bei Iris Rothe & Michael Müller für den kostenlos zur Verfügung gestellten Text+ Foto.

Musik ohne eigenes Gesicht

Xaver Fischer Trio hinterlässt keinen unvergesslichen Eindruck: Melodien nur seelenlose Berieselung

Es war eines dieser Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Konzerte:So richtig schlecht war's nicht, was das Xaver Fischer Trio am Samstag im Spitalkeller auf die Bühne brachte -aber vom Hocker haute es einen auch nicht."Nu Jazz" nennt man das, was Xaver Fischer macht. Eine Musik, die den Brückenschlag versucht zwischen "elektronischen" Keyboard-und Synthesizer-Sounds und handgemachter Jazz-Musik. Entspannt und federnd groovend, weich fließend, manchmal leicht sphärisch und ausschließlich instrumental -aber ohne die mechanische, sterile Kälte, die bei "elektronischer"Musik oft so störend ist.Man konnte sehr wohl hören, dass Xaver Fischer in beiden angeblich so unversöhnlichen Lagern zu Hause ist. Überdeutlich die Einflüsse aus der Ambient-Musik: melodiöse, kurze Grundmotive, die sich beliebig ausdehnen und mit Sound-Girlanden ausschmücken lassen und dadurch etwas Meditatives bekommen -am deutlichsten hörbar in der Eröffnungs-Nummer "Insight". Doch auch typische Jazz-Patterns und -Läufe baute Fischer immer wieder in seine Stücke ein. Einmal hätte man sogar "Half a Minute" von Everything But The Girl mitsummen können, nur um wenige Augeblicke später fast unmerklich ein ganz beiläufiges Zitat aus "Das Model" von Kraftwerk untergejubelt zu bekommen.Und dennoch: Der Funke wollte nicht so richtig überspringen. Das klang alles sehr gediegen, sehr gepflegt, sehr "richtig". Doch Instrumental-Musik läuft oft Gefahr, zur reinen Hintergrund-Berieselung zu degenerieren -und so war es hier oft genug: Das tat niemandem weh, aber es biss sich auch nicht in den Gehörgängen fest. Man fragte sich die ganze Zeit, warum man sich so etwas live auf der Bühne anhören muss: Von der CD funktioniert's genauso gut. Richtig Seele einzuhauchen vermochten die Musiker den Stücken nicht. Vielleicht sind die Restriktionen, die die Technologie der Musik aufdiktiert, doch zu groß: Da blieb letztlich zu wenig Spielraum, um den Stücken wirklich Individualität zu geben.Zumal Xaver Fischer alles andere als ein begnadeter Kommunikator ist. Ein wenig erinnerte er an Schröder von den Peanuts: den Blick meiststur auf die Tasten gerichtet, kaum einmal Blickkontakt mit dem Publikum suchend.Immerhin: Das handwerkliche Können stimmte. Vor allem Drummer Stuart Grinshaw zuzuhören war ein Genuss. nerhört variabel, aber dennoch zwingend sein Groove, und stets mit dem nötigen Feingefühl. Und in "Streets Of No-Town" hatten sie einen richtig fulminanten Jazz-Rocker im Gepäck, der mitriss.Die meiste Zeit wurde man das Gefühl nicht los, dass sie nur ihren Stiefel herunterspielen. Eine Zugabe noch, und das war's dann. Morgen sind sie vielleicht irgendwo in einer anderen Stadt, doch klingen wird's garantiert so wie am Samstag im Spitalkeller. Aber geht man nicht in ein Konzert, um etwas Unwiederbringliches zu erleben, was so einen Abend einzigartig macht?

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