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Blue Mountain

21.10.01 –Blue Mountain

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (23.10.01)
(Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat)

Bühne als Plattform für Neuanfang
Die Band Blue Mountain griff auf ihrer Abschieds-Tour tief in den amerikanischen Musikfundus

Es war ein fast schon historisches Konzert: Mit Blue Mountain stellte sich am Sonntag eine Band im Spitalkeller vor, die es eigentlich schon gar nicht mehr gibt. Was sie ablieferte, verdiente das Prädikat »historisch« zwar nicht ganz -aber mehr als manierlich war's allemal.»First and final European Tour« stand auf den Plakaten. Grund: Gitarrist und Sänger Cary Hudson und Laurie Stirratt, die nicht nur auf, sondern auch abseits der Bühne ein Paar waren, haben sich getrennt. Allerdings war die Tour schon gebucht, bevor es zum Bruch zwischen den beiden gekommen war, erzählt Hudson. Und so zogen er und seine beiden Mitstreiter Ted Gainey (Drums) und Justin Showah (Bass) die Tour noch unter dem Namen »Blue Mountain« durch. Denn eine Band dieses Namens wird es künftig nicht mehr geben.Zur Ruhe setzen will sich Hudson jedoch noch lange nicht: Eine Platte ist in Planung. Und so nutzte das Trio die Tour, um den neuen Songs den letzten Schliff zu geben: die Konzertbühne als Plattform für den Neuanfang.Und auch da dürfte Hudson wieder tief im Fundus der amerikanischen Rock-Historie kramen. Wenn man wie er aus dem tiefsten amerikanischen Süden kommt, kann man wohl auch gar nicht anders. Auch das Konzert im Offenburger Spitalkeller bot vor allem Traditionelles: knochentrockene Country-Rocker (»High-Heeled Sneakers«), schnurrigeShuffles (»Tales of a Traveler«, »Mad, Bad & Dangerous«), wiegende Folk-Nummern (»Bend With the Wind«), rasante Rockabilly-Feger, gelegentliche Dylan-oder Neil-Young-Anleihen und viel Blues. Vor allem Drummer Ted Gainey wusste dabei zu überzeugen: Stets luftig und federnd sein Groove, ohne dass er es dabei am nötigen Druck nach vorn fehlen ließ. Auch Justin Showah pumpte nach Kräften -aber vielleicht ein bisschen zuviel: Cary Hudsons Gitarre ging doch manchmal arg unter. Da wurd es schlicht zu laut im Keller.Dafür entschädigten die Zugaben dann mehr als reichlich. In »Nasty Swing« ließ er seine Axt noch mal sägen, und das bluesige »Go Away Devil« geriet mit seinem dramatischen Wechselspiel aus fulminantem Riffing und Stop-and-Go-Passagen zu einer düsteren Geisteraustreibung. Frage zum Schluss: Wie soll die Band denn nun künftig heißen? »Keine Ahnung. Cary Hudson andŠ irgendwas. Da müssen wir uns noch was Passendes einfallen lassen.« »Cary Hudson and The Nasty Swingers« vielleicht? »Yeah. Gar keine schlechte Idee.«

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Rob Ullmann / Badische Zeitung (23.10.01)
(Wir bedanken uns bei Rob Ullmann für den Text, den er kostenlos zur Verfügung gestellt hat)

Schneller als die Wirklichkeit
Blue Mountain im Spitalkeller Offenburg

Die neuen Medien sind schneller als die Wirklichkeit. Während die „Blue Mountain“ in Offenburg auf der Bühne des Spitalkellers rockte, konnte man im Internet nachlesen, dass es die Band nicht mehr gäbe. Die Neuigkeit stimmt, nur eilt sie ihrer Zeit voraus. Fünf Abende lang wird es Blue Mountain aus Tennessee noch existieren, dann ist Feierabend und die Gruppe löst sich auf, da Cary Hudson und Laurie Stirret, die Masterminds der Band, sich privat wie musikalisch trennten. Den verbliebenen drei Viertel von Blue Mountain fehlte somit am Sonntagabend eine Stimme und eine Gitarre -musikalisch war’s trotzdem große Klasse, was im Spitalkeller abging. Und trotzdem war der Abend eine Zumutung -zumindest für diejenigen der Besucher, die über ein halbwegs intaktes Gehör verfügten.„Das ist mir zu laut“, sagte ein Paar, das nach einer Viertelstunde den Keller verließ. Andere trafen sich draußen vor der Tür, wagten immer wieder mal Stippvisiten ins Gewölbe, um rasch zurückzukommen oder von der Treppe aus zuzuhören. Zugegeben: die Mehrzahl der Besucher blieb unverdrossen im Keller und hielt den Dezibel stand, obwohl auch von diesen einige murrten. „Tolle Musik, aber mir tun die Ohren weh“, befand selbst Albrecht Wolf vom Veranstalter „361 Grad“, der ebenfalls eine „Auszeit“ draußen nahm. Stefan Krastel, Wolfs Partner, will sich überlegen, Konzerte mit Schlagzeug in Zukunft aus dem Keller zu verbannen. Was andererseits schade wäre, dann gerade diese Art Amerika-Musik mitihrem herben Charme, ihrem rauen Sentiment, den Gitarrensoli voller Schwermut und Sehnsucht, mal aggressiv, mal müde, mal abgeklärt, dieses Amalgam aus Weiß und Schwarz, aus alten Folkballaden und Blues, aus Realität und Romantikentfaltet eben dort im Spitalkeller ihre Atmosphäre wunderbar. Es wäre nur notwendig, die Regler etwas zurückzunehmen. Andere Rock-Konzerte haben bewiesen, dass das funktioniert. Was den Sonntagabend betrifft: Ein Konzert für Leute mit Hörschaden oder solchen, die ihn noch kriegen wollen. Vernünftiger ist da: CD kaufen und das Konzert daheim zu Ende hören. Da kann man nämlich die Lautstärke selber einstellen.

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