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Chris Spedding

13.05.02 –Chris Spedding

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (16.05.02)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat.

Der ewige „Pub-Rocker“ ohne Allüren
Der britische Gitarrist Chris Spedding: Konzert war schnörkellos und zupackend / Viel Spaß für die Zuhörer

Eine Legende hautnah: Chris Speddings Konzert im Offenburger Spitalkeller machte richtig Laune. Als Gitarrist eilt dem inzwischen 58-jährigen Engländer ein Ruf wie Donnerhall voraus. Doch Starallüren sind ihm fremd: Wer aus einer Industriestadt wie Sheffield kommt, muss wohl bodenständig bleiben.Und so machte es ihm überhaupt nichts aus, auf einer winzigen Kellerbühne vor 80 Leuten zu rocken -auch wenn sich die Liste der Musiker, mit denen er schon zusammen gespielt hat, wie ein »Who's Who« der Rockmusik liest und erzuletzt bei der »Reunion World Tour« mit Roxy Music wohl eher gewohnt war, in großen Hallen vor mehreren Tausend zu spielen. Allerdings: So sehr er auch als Session-Gitarrist gefragt war und ist -die großen Fleischtöpfe haben andere unter sich aufgeteilt. Und das Konzert machte auch deutlich, warum: So sehr er sich als »Miet-Musiker« an die Stile anderer anpassen muss -in seiner eigenen Musik macht er keinerlei Konzessionen an irgendwelche Trends oder Moden. Er wirkt wie der »ewige Pub-Rocker«, der auch nach mehr als 30 Jahren auf der Bühne lieber dem guten alten Chuck Berry huldigt. Und nicht zufällig wird er seinem »in Ehren ergrauten« Landsmann Nick Lowe auch äußerlich immer ähnlicher. Das mag man als liebenswerten Anachronismus abtun. Doch Speddings Konsequenz nötigt einem schon Respekt ab. Und seinen Biss hat er dabei noch längst nicht verloren. Folglich war das Konzert voll mit schnörkellosen, zupackenden Rockern, aus denen die klassischen Akkordfolgen nur so trieften: »Wild In the Street«, »Shakin' All Over«, »Hurt«, »No Other Baby«, das unvermeidliche »Motorbikin'«, sein einziger echter Hit, oder »Pogo Dancing«, das er mit einem entfesselten Slide-Solo abschloss.Die Cover-Versionen machten ebenso viel Spaß: Da walzte er lustvoll durch »Wild Thing«von den Troggs oder fegte durch den »Summertime Blues« und Wanda Jacksons Heuler »Let's Have a Party« -auch wenn die schon so abgenudelt sind, dass man sie eigentlich gar nicht mehr hören kann. Und Dylans »Don't Think Twice It's Alright« brachte er souverän und abgeklärt nach Hause. Stilvoll sein Abschied nach einem halben Dutzend Zugaben: Der atmosphärisch dichte Country-Schleicher »Treat a Dog« zeigte, dass auch eine Legende in Würde altern kann.

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