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Dan Bern & Band

27.05.03 -Dan Bern & Band

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (02.06.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller fürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

„Einer ruhig, der andere extrovertiert“
Doppelkonzert im Offenburger Spitalkeller: Dan Bern und Richard Buckner spielten Folk und Rock

Famose Songs von charismatischen Performern: Dan Bern und Richard Buckner boten am Dienstag im Spitalkeller einen höchst spannenden Konzertabend.Es war ein Aufeinandertreffen zweier Welten an diesem Dienstagabend im Spitalkeller. Doch was Richard Buckner und Dan Bern boten, war weniger Kontrast-als vielmehr Komplementärprogramm. Was sie verbindet: Beide leben von einer unverwechselbaren Bühnenpräsenz. Buckner ist ruhig, nachdenklich, introvertiert. Einer der weiß, wie man Spannungsbögen aufbaut, und der sich ganz auf die suggestive Kraft seiner Songs verlassen kann -und das auch tut.Die Tugenden seiner Songs offenbaren sich nicht sogleich. Sein Gitarrenspiel ist vergleichsweise schmucklos, doch von sinistrer Kraft, wenn er Akkorde spielt, aber auch von einer berückenden Zartheit im Fingerpicking, die man diesem Schrank von Kerl gar nicht zutraut -mustergültig vorgeführt im berückenden Liebeslied »Blue & Wonder«. Dazu eine Stimme, die oft an John Cale erinnert und die er ähnlich variabel einzusetzen weiß.Vielleichtdas Highlight: »Song Of 27«, eine melancholische Momentaufnahme eines Mannes, der mit seiner früheren Geliebten noch mal neu anfangen will -atmosphärisch dicht und tief bewegend, was auch Gary Newcombs betörenden Steel-Gitarren-Fills zu danken war. Schade nur, dass er nach nur einer Zugabe unwirsch seine Sachen packte -warum, wusste keiner so recht.Dan Bern ist ganz anders: spontan, unberechenbar, extravertiert. Diesmal hatte er seine Band »International Jewish Banking Conspiracy« dabei. Vor allem im ersten Teil war's eine rasante Rock-Party. »Black Tornado« etwa kam mit berauschender Wucht, »Chain Around My Neck« als rasanter Country-Feger.Nicht zuletzt lässt sich Bern textlich in keine Schublade pressen. Mal ist er einfach nur hintersinnig-witzig, wie im dylanesken »Jail«, wo er mit treffsicherer Süffisanz die Spießer in Polizei-Uniformen aufs Korn nimmt, oder in der letzten Zugabe »Tiger Woods«, wo er sich von den Schlag-Künsten des Golf-Superstars zu ganz und gar nicht jugendfreien Wortkaskaden inspirieren lässt -und dassdie Band übrigens ganz und gar »unplugged« spielte, ohne Hilfe von Mikros und Verstärkern.»My Little Swastika« wiederum ist sein Versuch, die Symbolik des Hakenkreuzes umzudeuten -allein dazu gehört schon Mut, vor allem, wenn man wie Bern einen jüdischen Hintergrund hat. Und dann setzt er noch eins drauf und macht einen fetzigen Rock 'n' Roll draus -Hut ab vor so viel Chuzpe! Der zweite Teil hatte hier und da einige Längen -»I Need You« etwa blieb vergleichsweise farblos. Aberein Meisterwerk wie »God Said No« fließt halt auch einem Dan Bern nicht jeden Tag aus der Feder.

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