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Farlanders

08.+09.02.03 -Farlanders

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (12.02.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Ein höchst intensives Hör-Erlebnis
Farlanders kamen in den Spitalkeller zurück

»Small is beautiful«: Mit ihrem Doppelkonzert am Samstag und Sonntag kehrten die Farlanders aus Moskau auf jene kleine Kellerbühne zurück, wo ihre Offenburger Erfolgsgeschichte einst ihren Anfang nahm. Zweifellos gehören die Musiker um Inna Zhelannaya (Gesang, Gitarre) und Sergey Starostin (Gesang, Blasinstrumente) zu den ganz großen Könnern in Sachen »Welt-Musik«. Und seit ihrem ersten Konzert vor zwei Jahren sind die Farlanders in Offenburg längst zu Publikumslieblingen avanciert, die sogar schon in der Reithalle gespielt haben -und das vor höchst manierlicher Zuhörerkulisse.Vielleicht hätten sie bei ihrem inzwischen vierten Gastspieldie Reithalle sogar ausverkaufen können. Statt-dessen jedoch waren Veranstalter und Band übereingekommen, dorthin zurückzukehren, wo die Farlanders einst ihr erstes -und vielleicht intensivstes -Konzert gespielt hatten. Ein Auftritt in der Reithalle wäre sicher lukrativer gewesen -für beide Seiten. Denn die Nachfrage war gewiss da: Vor allem am Samstag war's derart voll im Keller, dass einige, die das Konzert sehen wollten, nach Hause geschickt werden mussten. Doch man entschied sich gegen den finanziellen Reibach und für die Atmosphäre.Nun wäre es vermessen zu glauben, man könne die Stimmung des Konzert-Debüts eins zu eins wiederbeleben. Denn anders als damals ist ihr Mix aus russischem Folk, Art-Rock und Jazz für die Offenburger eben nicht mehr »neu«. Doch falsch war die Entscheidung deshalb nicht. Vor allem spricht dies auch für die Band selbst. Denn wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass ihnen die Qualität dessen, was sie auf der Bühne abliefern, wichtiger ist als irgendwelche kommerziellen Erwägungen, die beiden Konzerte untermauerten dies eindrucksvoll.Es war jedenfalls auch diesmal wieder ein höchst intensives Erlebnis -auch wenn die Band ein, zwei Songs brauchte, um richtig auf Betriebstemperatur zu kommen: Ihr heimlicher Hit »EasterSong« mit seiner hämmernden Bass-Sequenz etwa war -gemessen an ihren eigenen Maßstäben -eher eine Durchschnittsleistung.Doch wenn die Musiker erst einmal ins Rollen kommen, sind sie nicht zu bremsen: Vertrackte Rhythmen, die dennoch unerhört grooven, schwierige Stakkato-Harmonien, die auseinander mäandrieren und wieder zusammenfinden (und das in der fulminanten Schlussnummer »Poppy« sogar vierstimmig!), höchste Konzentration und Versammlung in den langsamen Folk-Weisen, augenzwinkernde Soli und die schiere technische Brillianz vor allem auch der beiden Bläser Sergey Starostin und Sergey Klevensky -was in dieser Band für Potenzial steckt, ist enorm. Vielleicht ist ihr neuer Schlagzeuger Vladimir Zharko nicht ganz so gut wie Vorgänger Pavel Timofeev -doch das dürfte wohl nur eingefleischten Kennern aufgefallen sein. Ansonsten war's ein Gedicht -und da puhlt man nicht nach Haaren in der Suppe.
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29.09.01 -Farlanders

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (02.10.01)
Wir bedanken uns bei Michael MüllerfürText und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Experimente voller Suggestivkraft
Die Farlanders auf neuen Wegen: Spannender Auftakt zum diesjährigen „Offenburger Folk-Herbst“

Die Bühne als Experimentierfeld: Die Farlanders nutzten ihr drittes Gastspiel am Samstag in der Reithalle, um neue Songs auszuprobieren. Es war ein faszinierender Auftakt zum diesjährigen »Offenburger Folk-Herbst«.Normalerweise ist es ein Wagnis, Unbekanntes zu präsentieren. Andererseits: Die Offenburger wissen, welch große Könner diese sechs Russen sind. Das hatten die Farlanders bei ihren zwei vorherigen Gastspielen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vor allem jedoch wissen sie es selbst: Sie präsentierten sich als ein Kollektiv von Musikern, die wissen was sie wollen und die Zutrauen zu ihrer Musik und zu ihrem Können haben. Ungemein souveräne Performer sind sie geworden.Eher ruhig, intensiv und meditativ der erste Teil. Frappierend, welche Vielfalt an Sounds Sergey Kalachev aus seiner Bassgitarre nebst Effektgeräten herausholen kann. Viel Raum zur Entfaltung ließen sie diesen Klängen -und dazu setzten Sergey Starostin und Sergey Klevensky mit ihrem Arsenal an Flöten punktgenau hübsche kleine Arrangement-Finessen -mal verträumt und fast keltisch wie im Opener »Up To the Sky«, mal jazzig-überblasen wie in »Mirror«. Die düsteren, gespenstischen Bass-Schleifen in »Virgin« oder »Just Play« erinnerten gar an Trip-Hop-Klänge. Und nicht zuletzt war es Inna Zhelannaya, die den Songs mit ihrer modulationsfähigen, ausdrucksstarken Stimme ihren Stempel aufdrückte.Zusammen ergab das Songs von großer Suggestivkraft: Mehr denn je präsentierten sie sich als Vollblut-Musiker, die ihre Musik leben und die in keine Schublade passen, gleichermaßen verhaftet in der Tradition und doch stets auf der Höhe der Zeit. Die heimlichen Hits kamen nach der Pause -etwa der »Easter Song« mit seinerhämmerndes Bass-Sequenz oder »Through the Orchard« mit seinem wie Maschinengewehrfeuer herausgeschleuderten, dennoch hochpräzisen Duett-Gesang. Und spätestens als sich Klevensky und Starostin in »7/8« mit ihren Klarinetten gegenseitig neckten, hatten sie die rund 200 Besucher auf ihrer Seite. Diese Band hat ihr Potenzial noch lange nicht verschossen.

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