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Gus Black

19.09.04 – Gus Black

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (21.09.04)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für Text und Fotos, die er kostenloszur Verfügung gestellt hat

Mit bezwingendem Pop-Sound
Der Songwriter Gus Black erwies sich als noch besserer Interpret im Spitalkeller Offenburg

Als Interpret ist er fast noch besser denn als Autor -dennoch: Songwriter Gus Black bewies am Sonntag im Offenburger Spitalkeller, dass aus ihm wirklich mal einer werden könnte. »New-Pop-Festival« -der Name ist inzwischen eigentlich fast schon ein Witz. Was mal so hoffnungsvoll begann, ist inzwischen mehr oder weniger nur noch eine gut geölte Maschine, um Veranstalter SWR 3 Einschaltquoten zu sichern. Und wirklich nachhaltig Karrieren anzuschieben, das ist dem Festival nur in ganz wenigen Fällen gelungen -was unter anderem auch daran liegt, dass vielen der Newcomer, die dort aufgetreten sind, einfach die künstlerische Substanz fehlt. Den wahren »New Pop«, die wirklich »unerhörten« Klänge abseits des Mainstreams, holt unter anderem der Kulturverein »361o« schon seit Jahren in den Spitalkeller -aber da hat sich von den SWR 3-Festival-Machern wahrscheinlich noch niemand blicken lassen. Dass sich zwischen diesen beiden Polen wirklich mal Schnittmengen bilden lassen, kommt also nicht eben häufig vor. Dieses Jahr präsentierte das Festival jedoch einige Namen, die aufhorchen lassen. Gus Black gehört dazu.Am Samstag spielte er noch auf dem Festival, nun hängt er noch eine kleine Deutschland-Tour durch kleine Clubs dran -mit einem erfreulich gut gefüllten Offenburger Spitalkeller als erster Station. Gus Black weiß, dass es bis zu einer wirklich größeren Karriere noch ein weiter Weg ist -da ändert auch ein Auftritt vor großem Fernseh-Publikum so schnell nichts dran. Was ihn so sympathisch macht: Er will mit seinen eigenen Qualitäten überzeugen. Da stand ein junger Amerikaner auf der Bühne, dem es wirklich zuallererst um die Musik geht. Und der Mann hat Songs, die was taugen. »Uncivilized Love« etwa, den Titelsong seines aktuellen Albums, spielte er zunächst mal ganz allein auf der Akustischen, ganz sachte und intim -nur um ihn nach einer weiteren Solo-Nummer nochmals anzustimmen, diesmal mit Band -und schon wird ein bezwingender Pop-Song draus, und beides geht prächtig. Der Mann bosselt sich sein ganz eigenes Pop-Universum zusammen. Da findet sich die schwelgerische Grandezza eines Bono (»When You Go«) ebenso wiedie unendliche Leichtigkeit des Seins von Travis, satte Rocker (»Baby Blue Airplane«) oder Ohrwürmer wie »Over a Great Wall«. Unterstützt wurde er von einer großartig aufgelegten Band, die sich als Muster an Kompaktheit erwies.Erst recht offenbart sich Blacks Musik-Verständnis in seinen Cover-Versionen: »You Are the Everything« von R.E.M. als wilder Rocker, der Heavy-Metal-Klassiker »Paranoid« von Black Sabbath als gespenstische Zeitlupen-Nummer. Und Van Halens »Ain't Talkin' 'bout Love« spielte er mit viel Augenzwinkern. Highlight schlechthin: »Don't Fear the Reaper« von Blue Oyster Cult. Nur von seiner Akustik-Gitarre begleitet, öffnet er den Blick in die Abgründe einer obsessiven Liebesbeziehung -beängstigend! Vielleicht schafft er es ja auch mal, sein eigenes Songmaterial so atmosphärisch aufzuladen. Noch ist da viel Eklektizismus dabei. Doch das Zeug dazu hat er allemal.

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