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Martin Stephenson & Band

13.02.03 - Martin Stephenson & Band

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (18.02.03)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für Text und Fotos, die er kostenlos zur Verfügung gestellt hat

Mit viel Liebe zu Blues und Jazz
Martin Stephenson bewies sich beim Konzert im Spitalspeicher als Meister der Improvisation

Mal war man ergriffen, mal bog man sich vor Lachen -und stets war man tief bewegt: Martin Stephenson spielte am Donnerstag im Offenburger Spitalkeller virtuos auf der Klaviatur der großen Emotionen. Mit Comebacks ist das ja so eine Sache. Meistens steigen diejenigen wieder aus der Gruft, die sowohl kommerziell als auch künstlerisch ihren Zenit längst hinter sich haben und nun mit sich und ihrem Geld nix Rechtes mehr anzufangen wissen. Entsprechend uninspiriert klingt es dann in der Regel auch. Martin Stephenson hingegen klang am Donnerstag im Spitalkeller so frisch und aufregend wie einst Mitte der 80er, als er aus großem Pop-Schmelz, Folk-Empfindsamkeit und lustvollem Eklektizismus kleine Vinyl-Wundertüten zusammenschnürte. Und vielleicht hat er seine Kräfte auch besser einteilen können als viele seiner Kollegen, die nach turbulenterFahrt auf der Pop-Überholspur ausgebrannt sind. Denn den großen Reibach hat er trotz seines immensen Talents als Songschreiber nie gemacht, und kommerziellen Zwängen hat er sich stets widersetzt. Irgendwie ist der kauzige Krauskopf aus Newcastle ein kleines Kind, das nicht so recht erwachsen werden will. Da imitiert er Musiker-Kollegen wie den Blues-Gitarristen Roy Buchanan, schäkert mit den Zuhörern in der ersten Reihe oder widmet einen Song Martina Navratilova, und »There Comes a Time« sang er in charmantem deutsch-englischem Kauderwelsch. Vieles dessen, was auf der Bühne passierte, war pure Improvisation. Köstlich, wie er etwa zu Beginn des wundervoll swingenden Liebesliedes »Colleen« Monty Pythons »Always Look On the Bright Side Of Life« zitierte. Überhaupt frönte Stephenson ausgiebig seiner Liebe zu Blues und Jazz -oft mit der Zunge kräftig in die Backe geklemmt. Doch auch in der Country-Musik ist er zu Hause: Seine Version von »Wholly Humble Heart« etwa hätte auch den Allman Brothers zur Ehre gereicht.Denn man täusche sich nicht: Stephenson ist ein Clown -doch vor allem ist er ein ausgereifter Musiker, der seine technischen Fähigkeiten mit ungemeiner Raffinesse einzusetzen versteht. Schon der erste Teil, den er allein mit seinem Gitarristen Jim Hornsby bestritt, war ein Gedicht. Highlight: »Home«, ein Liebeslied für seine Mutter -hoffnungslos sentimental und zum Heulen schön, doch nie kitschig. Im zweiten Teil, jetzt mit voller Band, setzte er dann noch eins drauf: im suggestiven Rezitativ »All WaysUs« etwa, dem atmosphärisch dichten »Goodbye John« oder dem bittersüßen »Crocodile Cryer«, das vor allem durch das subtile Spiel mit der Dynamik überzeugte.Höhepunkt: »Rain«. Stephenson ließ den Raum abdunkeln, und aus der Finsternis erklangen seine leise plinkernde Gitarre und seine verhallte Stimme: »Rain makes beautiful music«, -wahrhaftig. Im Keller wurd's mucksmäuschenstill. Welch' ein Comeback.

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