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Septeto Santiaguero

19.05.01 -Septeto Santiaguero

Michael Müller / Offenburger Tageblatt (21.05.01)
Wir bedanken uns bei Michael Müller für den kostenlos zur Verfügung gestellten Text.

Ein Septett mit Hummeln im Hintern
Tolle kubanische Nacht. Septeto Santiaguero machte den Offenburgern in der Reithalle Beine

Mit ein wenig Verspätung begann die »kubanische Nacht« mit dem Septeto Santiaguero. Doch das Warten lohnte sich: Die rund 440 Besucher erlebten am Samstag in der Reithalle ein Tanz-und Musikspektakel, das in die Beine ging. Kubanische Musik ist ja seit »Buena Vista Social Club« schwer angesagt. Doch die ständigen Hinweise auf Wenders' Dokumentar-Streifen schränkten auch ein, meint Septeto-Chef Fernando Dewar im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse: »Anfangs war's natürlich auch Werbung für uns. Aber es ist eine andere Musik, die wir machen. Viele Bands haben nach dem Erfolg von ðBuena VistaÐ sich wieder auf deren Stil besonnen. Das wollten wir nicht imitieren.«Das Septeto hat sich dem Son verschrieben, einer hoch infektiösen Tanzmusik, die nicht in Big-Band-, sondern meist in kleiner Septett-Besetzung gespielt wird. Akustische Gitarre, die Tres (einemit einer zusätzlichen Saite versehene akustische Gitarre, der Fernando Dewar immer wieder rasante Soli entlockte), Standbass, eine Trompete und Percussion -das ist alles. Und trotzdem groovt das wie der Teufel. Da ist nicht eine Minute Ruhe: dicht, pulsierend und geschmeidig -ein Gedicht.Und wenn man schon kein großes Instrumentarium zur Verfügung hat, dann müssen auch die Sänger bei der Rhythmus-Arbeit mithelfen -und das taten sie auch. Und ähnlich wie die Rhythmus-Abteilung woben sie Solo-und Harmonie-Parts miteinander und streuten Ruf-und-Antwort-Passagen ein. Nicht zuletzt sind sie allesamt »Bauch-Musiker«. Sie tanzten auf der Bühne, als ob sie Hummeln im Hintern hätten. Und bei Trompeter Miguel Jimenez konnte man den Eindruck haben, dass er nur dann zu seinen schneidenden Fanfarenstößen ansetzt, wenn ihm was Gescheites zum Improvisieren einfällt -obwohl er genau wusste, was er tut. Je länger sie spielten, desto mehr kamen sie in Fahrt, ohne dabei in der Präzision nachzulassen. Und das infizierte auch das Publikum. Die aufgelockerte Sitzordnung ließ vor der Bühne eine große Tanzfläche frei -doch die war am Ende fast zu klein.Ob die Leute wirklich etwas wie Buena Vista Social Club erwartet hatten? Völlig wurscht. Fernando Dewars Beobachtung bestätigte sich auch in Offenburg: »Die Leute fühlen sich nie betrogen -im Gegenteil.« Was für eine Untertreibung!

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